Von 1920 bis 1935 errichtete der Gründer der Johannischen Kirche Joseph Weißenberg gemeinsam mit seinen Anhängern südlich von Berlin in Glau das christliche Siedlungswerk Friedensstadt. Inmitten des wirtschaftlichen Niedergangs und großer materieller Not blühte ein Gemeinwesen auf, das von der Begeisterung und der Opferbereitschaft seiner Einwohner und Miterbauer getragen wurde. Die Menschen fanden hier Wohnraum und Arbeit, und in nur 15 Jahren entstanden etwa 40 Gebäude für 500 Bewohner: Wohnhäuser, Schule, Altersheim, Landwirtschaftsbetrieb, Werkstätten, die Kirche auf dem Waldfriedengelände, das Heilinstitut und anderes. Die Friedensstadt wurde damit die größte und modernste Privatsiedlung Deutschlands.
Nationalsozialisten und Sowjetarmee in der Friedensstadt
Unter dem NS-Regime fand der Aufbau ein jähes Ende: Am 17. Januar 1935 wurde die Johannische Kirche verboten und Joseph Weißenberg und seine engsten Mitarbeiter wurden verhaftet. Gleichzeitig ging die Gestapo gegen das Siedlungswerk vor. In ihrem Auftrag betrieb ein Liquidator die Auflösung der Siedlungsgenossenschaft, die Bewohner wurden vertrieben. Ende 1938 übernahm die SS das Gelände. Von 1942 bis Januar 1945 befand sich hier ein Außenkommando des KZ Sachsenhausen.
Im April 1945 besetzte die sowjetische Armee die Friedensstadt, die kurz vorher von der SS fluchtartig verlassen worden war. Die sowjetische bzw. russische Armee unterhielt hier bis zu ihrem Abzug 1994 die Garnison Glau.
Die Friedensstadt Weißenberg heute
Seit dem Frühjahr 1993 leisteten johannische Christen in der Friedensstadt nach Absprache mit dem Kommandeur erste Sicherungs- und Renovierungsarbeiten. Am 29. März 1994 fand die offizielle Verabschiedung der russischen Truppen statt; am 14. Juni 1994 erfolgte die Übergabe der Siedlung an die Johannische Kirche. Seitdem wird die Friedensstadt wieder aufgebaut.